Förderverein der Musikschule Kurt Masur Oschersleben e. V.

Zur Geschichte der Kreismusikschule Oschersleben

Nicht jeder Musikfreund wird auf den ersten Blick einen Zusammenhang zwischen Masur und Oschersleben herstellen können. Doch ein Blick auf das Leben des 2015 verstorbenen Maestros offenbart den Zusammenhang: Die Familie Masur lebte nach dem 2. Weltkrieg für einige Jahre in Oschersleben. So wohnte auch Kurt Masur nach dem Krieg in Oschersleben, Am Karpfenteich 22, und hat von hier aus seine Studien in Leipzig betrieben. 1949 wurden der Kapellmeister Masur und seine Braut Brigitte in der St. Nicolai-Kirche von Pastor Winkelmann getraut und sein Sohn Michael ein Jahr später am selben Ort getauft. 1953 verließen sie Oschersleben gemeinsam in Richtung Leipzig, seine Familie übersiedelte nach Cottbus.

Viele Jahre war diese frühe Station im Leben des großen Gewandhauskapellmeisters im Gedächtnis der Öffentlichkeit verblichen. Doch als in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts niemand geringeres als Tomoko Sakurai-Masur, die dritte Ehefrau des großen Meisters, zu mehreren Konzerten in Oschersleben zu Gast war und ein großer stattlicher Mann mit den markanten Gesichtszügen durch das Seitenschiff der St. Marienkirche wandelte, wurden die Oscherslebener wieder auf das Leben und Wirken ihres ehemaligen Bürgers aufmerksam.

Kurt Masur antwortete 2011 auf die offizielle Anfrage des Musikschulträgers: „Ich fühle mich sehr geehrt, dass die Kreismusikschule Oschersleben sich meines Namens erinnert, besonders auch im Zusammenhang mit der Förderung des musikalischen Nachwuchses. Gern stelle ich meinen Namen zur Verfügung, […]  so dass dann die Kreismusikschule `Kurt Masur´ [heißen soll]. Oschersleben hat der Familie Masur im Jahre 1945 eine Heimat gegeben, und ich bin heute noch dankbar, dass wir nach den furchtbaren Kriegserlebnissen hier langsam ein neues Leben beginnen konnten. Mit allen guten Wünschen für die Kreismusikschule verbleibe ich mit freundlichen Grüßen Kurt Masur.“[1]

Leider konnte der an Parkinson erkrankte Masur der Namensgebung am 4. April 2013 nicht bewohnen. Gemeinsam enthüllten der Schulleiter Bernd Hohmann, Landrat Hans Walker und Initiator Dr. Frank Gebhardt unter dem Beifall vieler Gäste den Namenszug an der Fassade der Musikschule. In seinem Grußwort schrieb Masur: „Es war Anfang Mai 1945, kurz nach meiner Rückkehr vom Kriegsdienst, dass ich meine Eltern nach ihrer Flucht aus Schlesien in Oschersleben wiedergefunden habe. Eines Abends im November hörte ich aus der Kirche das Weihnachts-Oratorium von Johann Sebastian Bach erklingen. Ich wartete, bis die Probe zu Ende war und sprach mit dem damaligen Chordirektor, ob eventuell noch ein Sänger gebraucht wurde. Er war sehr froh darüber, und daraus entstand meine Verbindung mit dem dortigen Kirchenchor. Die Aufführung war sicher nicht weltbewegend, aber für mich war es ein Wiederbeginn und ein neuer Lebensabschnitt.“[2]

Noch einmal hatte sich Tomoko Sakurai-Masur im Dezember 2015 zu einen Konzert des Fördervereins der Musikschule Kurt Masur Oschersleben e.V. in Oschersleben angesagt. Und auch der Besuch des großen Dirigenten in der Musikschule in Oschersleben schien in greifbarer Nähe. Doch sein Tod am 19. Dezember 2015 machte sowohl das Konzert als auch den Besuch des Namensgebers zunichte.

Die Bedeutung der Musikschule Kurt Masur Oschersleben lässt sich neben der instrumentalen Ausbildung von Kindern, Jugendlichen und jung gebliebenen Erwachsenen zu fachlich qualifizierten Laienmusikern besonders an der Vernetzung der Musikschule innerhalb der kommunalen Bildungslandschaft in und um Oschersleben beschreiben. Vielfach wird sie als das kulturelle Bildungszentrum der Stadt und der Region angesehen. Die Arbeit der Musikschulpädagogen strahlt vielfältig in das kulturelle Leben der Stadt und der Region.

Möge sich so das Vermächtnis Kurt Masurs, „dass das musikalische Leben in Oschersleben durch diese Namensverleihung neue Impulse erhalten möge[3], allzeit widerspiegeln.

 

Bernd Hohmann
Schulleiter



[1] Antwortschreiben von Professor Dr. h. c. Kurt Masur aus dem Jahre 2011 an den Landkreis Börde auf die Bereitschaft zur Namensgebung für die Kreismusikschule Oschersleben.

[2] Grußbotschaft von Professor Dr. h. c. Kurt Masur vom 13. März 2013 zur Namensgebung an den Landkreis Börde.

[3] Ebenda.

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